Man sollte eigentlich nicht darüber diskutieren müssen: der 8. Mai 1945 war für die übergroße Mehrheit der Deutschen kein Tag der „Befreiung“, sondern der Entrechtung und der Preisgabe an jede Form alliierter Siegerwillkür. Für Millionen von Deutschen begann erst jetzt das Grauen der Vertreibung aus jahrhundertealten Siedlungsgebieten und die Unterwerfung unter den Terror der neuen Herren.
Nicht einmal die Sieger selbst gaben vor, was ihre späteren Handlanger bis heute halluzinieren: daß sie die Deutschen „befreit“ hätten. Jeder kennt die berüchtigte US-Direktive JCS-1067 vom 17. Oktober 1945, in der unumwunden festgestellt wird: „Deutschland wird nicht besetzt werden zum Zweck der Befreiung, sondern als eine besiegte Feindnation. Der Zweck ist (…) die Besetzung Deutschlands zum Zweck der Durchsetzung gewisser alliierter Ziele.“
Demzufolge – und weil die Siegermächte bis heute keinen völkerrechtlich verbindlichen Friedensvertrag mit Deutschland abgeschlossen haben – ist unser Land bis heute nicht souverän, nicht Herr über den Schutz seiner Grenzen und die Gestaltung seiner Politik. Das wissen alle, nur die Deutschen selbst nicht.
Mit Nachdruck ist aus deutscher Warte abzulehnen, daß Folgen und Begleitumstände des Kriegsendes 1945 aus Gründen wohlfeiler Propaganda mit dem gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine vermengt werden. Selbstverständlich steht es jedem Land zu, sich seine eigene Sicht auf den 8. Mai 1945 zurechtzulegen und ihr anzuhängen. Für die Haltung Rußlands, das von allen kriegführenden Ländern den höchsten Blutzoll erbracht hat, habe ich ausdrücklich Verständnis. Als deutscher Patriot muß ich sie mir aber nicht zueigen machen. Versöhnung über Gräber hinweg sollte wichtiger sein als kleinkarierter Revanchismus oder das Säen neuen Hasses aus durchsichtigen Motiven.
Es ist deshalb auch mit Nachdruck abzulehnen, sich nach über einem dreiviertel Jahrhundert noch immer lustvoll am deutschen Opferstatus festzuklammern. Jeder kennt die schrecklichen Ereignisse, sie stehen außerhalb jeder Diskussion. Sie sind aber Geschichte. Man tut seiner eigenen Seelenhygiene nichts Gutes, sich in die Schauergeschichten von vorgestern zu verbeißen. Die nationale Identität der Deutschen sollte sich vielmehr aus der Überfülle des positiven Vermächtnisses speisen, das die vielhundertjährige Geschichte unseres Volkes hervorgebracht hat: Beethoven, Schiller, Nietzsche und Richard Wagner sind nur vier unter zahllosen guten Geistern, an deren Lebenswerk sich Deutsche gerade in umnachteter Zeit aufrichten können – positiv, selbstbewußt, auf eine bessere Zukunft hin.
Um diese vor allem muß es uns gehen: um die Wiederherstellung unserer nationalen Souveränität, um die Befreiung von Fremdherrschaft und Bevormundung, um die Wiederherstellung des Rechtsstaates auf deutschem Boden und die Entmachtung aller Handlanger fremder Interessen. Die vor uns liegende Zeit wird – dazu muß man kein Prophet sein – grundstürzende Veränderungen unserer Lebensordnung ebenso wie der gewohnten politischen Ordnung mit sich bringen. Darin liegen auch Chancen. Deutsche Patrioten sollten jetzt nicht vergangenem Unheil hinterhertrauern, sondern sich für künftige Möglichkeiten bereithalten.
(08.05.2022)
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