Karl Richter: Das Reich – die deutsche Revolution (18.01.2024)

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Bismarck

Der heutige 18. Januar, Tag der Reichsgründung vor 153 Jahren, böte Anlaß zu vielerlei klugen Bemerkungen und – natürlich – zur Erinnerung an Bismarcks geniales Werk. Ich spare mir das, die Zeit ist nicht danach. Wenn wir nicht achtgeben, wird vielmehr binnen kurzem nicht nur Bismarcks Vermächtnis, sondern Deutschland schlechthin verspielt sein. Deutschlands Feinde, wir wollen das nicht vergessen, arbeiten daran vom ersten Tag an.

Einer, der es wissen mußte, der damalige Führer der Konservativen im britischen Unterhaus, Benjamin Disraeli, wies der deutschen Reichsgründung schon wenige Wochen später, am 9. Februar 1871, mit messerscharfem Blick ihre Bedeutung zu – und diese Einschätzung bestimmte fortan den Umgang mit den Deutschen und ihrem Staat. Disraeli erklärte:

„Dieser Krieg bedeutet die deutsche Revolution, ein größeres politisches Ereignis als die Französische Revolution des vergangenen Jahrhunderts. Nicht ein einziger der Grundsätze in der Handhabung unserer auswärtigen Angelegenheiten, welche noch vor einem halben Jahre von allen Politikern als selbstverständliche Richtlinien anerkannt wurden, steht heute noch in Geltung. Es gibt keine überkommene Auffassung der Diplomatie, welche nicht fortgeschwemmt wäre. Wir stehen vor einer neuen Welt, neue Einflüsse sind am Werk. (…) Das Gleichgewicht der Macht ist völlig zerstört.“

Wir wissen, wie es weiterging. Für die erstmals in ihrer Geschichte geeinten Deutschen folgte eine über 40 Jahre währende Friedensperiode, eine Ära des glanzvollen Aufschwungs, aber auch beispielloser sozialer Errungenschaften, die die deutsche Gesellschaft vor 1914 zur dynamischsten, erfolgreichsten in ganz Europa machten. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges war das Reich auf nahezu allen Gebieten führend – und bedrohte, ohne es zu wollen, die Pfründe der alten Mächte ebenso wie der angelsächsischen Plutokraten.

Wäre der Weltkrieg – der streng genommen ein Krieg der Welt gegen Deutschland war – zu verhindern gewesen? Letztlich wohl nicht, weil die Deutschen zu erfolgreich waren und ihr Beispiel zu gefährlich. Den Rest besorgte die deutsche Diplomatie selbst, die nach Bismarck von einer Peinlichkeit in die nächste stolperte und mit dem fein austarierten Bündnissystem des Reichsgründers schon intellektuell überfordert war.

Dennoch: es blieb erst dem Vasallenregime nach 1949 vorbehalten, das, was vom Reich des großen Bismarck noch übrig war, endgültig zu verspielen. Erst heute werden die letzten Reste des Bismarckschen Sozialstaates auf dem Altar eines entfesselten Schmarotzerkapitalismus geopfert, dem sich niemand mehr entgegenstellt. Und erst heute wird die noch verbliebene ethnische Substanz des deutschen Nationalstaates, den Bismarck ins Leben rief, mit jedem Tag mehr ruiniert und unwiederbringlich zerstört.

Noch stehen allenthalben im Land Bismarcktürme zu Ehren des großen Reichskanzlers, noch erinnern Straßen und Plätze an sein Titanenwerk, das er den Mächten seiner Zeit mit Beharrlichkeit und Genie abtrotze. Noch ist „Bismarck“ ein Wort, ein Name, der für Deutschlands Einheit, Deutschlands Stärke steht, wenn auch nur noch in der Erinnerung. An uns ist es, sie nicht erlöschen zu lassen. An uns ist es, Deutschlands Leib – das Reich – wieder zu erwecken, wenn es so weit ist. Es wird wohl, dazu muß man kein Prophet sein, auch diesmal nicht ohne deutsche Revolution abgehen. Sie wird uns aber so oder so nicht erspart bleiben.

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