Die beiden Bilder zeigen die Regionalverwaltung in der südukrainischen Stadt Nikolaew, rund 140 Kilometer östlich von Odessa. Das obere Bild habe ich dort selbst im Januar aufgenommen. Das untere Bild stammt von letzter Woche. Das Gebäude mitsamt seiner ukrainisch-nationalistischen Dekoration erhielt einen präzisen Treffer durch eine russische Rakete. Es soll laut russischen Angaben einen Koordinationsstab des „Territorialen Bataillons“ und anderer ukrainischer Regimetruppen beherbergt haben. Man kann das natürlich nicht nachprüfen.
Der Fall zeigt aber, daß die russischen Streitkräfte sechs Wochen nach Beginn der Militäraktion in der Ukraine offenbar nach wie vor um die Vermeidung unnötiger Verluste unter der Zivilbevölkerung bemüht sind, wo immer dies möglich ist. Sie hätten das Gebäude kostengünstiger auch komplett plattmachen können. Wie zu hören ist, sind Strom- und Wasserversorgung in den umkämpften Gebieten allenthalben noch intakt. Mir ist nicht bekannt, daß sich NATO und westliche Streitkräfte bei irgendeiner ihrer Militäraktionen der letzten 30 Jahre vergleichbare Zurückhaltung auferlegt hätten. Ob Irak 1991/2003, Jugoslawien 1999 oder Libyen 2011 – die zivile Infrastruktur war stets eines der ersten Opfer der Bombardements. Nichts dergleichen in der Ukraine. Warum die Ukraine-Aktion „verbrecherisch“ sein soll, die genannten westlichen Operationen aber nicht, erschließt sich mir nicht.
Die „Washington Post“ bestätigte am 29. März ausdrücklich die Taktik der ukrainischen Streitkräfte, Artillerie und Luftabwehrsysteme inmitten dichtbebauter Wohngebiete zu plazieren und die Zivilbevölkerung dadurch gezielt gegnerischem Beschuß auszusetzen. „In den meisten Städten wurde buchstäblich jede Nachbarschaft militarisiert und so zu potentiellen Zielen für die russischen Streitkräfte“, schreibt das Blatt, das pro-russischer Propaganda relativ unverdächtig ist (Quelle: https://www.washingtonpost.com/…/ukraine-kyiv-russia…/).
Westliche Beobachter und Ukraine-Unterstützer, die voller Entrüstung mit Bildern aus dem zerstörten Mariupol herumfuchteln, finden hier eine der Antworten, warum es dort so aussieht. Die restliche Verantwortung trägt das von deutschen „Kameraden“ besonders innig unterstützte Asow-Regiment, das dort gerade von den Russen zusammengeschossen wird. Auch die Asow-Helden haben wochenlang die Zivilbevölkerung als Geisel genommen, auf Flüchtende geschossen, Evakuierungen verhindert und sind überdies für zahllose Scheußlichkeiten der letzten acht Jahre verantwortlich. Sie bekommen jetzt die Rechnung dafür. Sie werden in der künftigen Ukraine hoffentlich keinen Schaden mehr anrichten.
(03.04.2022)
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