Karl Richter: Odessa im Januar (22.03.2022)

Erstmals sind gestern offenbar Vororte von Odessa beschossen worden. Durch seeseitigen Beschuß sollen mehrere Wohnhäuser getroffen worden sein – sagt der ukrainische Militärsprecher. Auch um Mikulajiw/Nikolaev weiter östlich wird gekämpft.

Ich war vor wenigen Wochen, im Januar, noch selbst dort. Diesmal nicht als Tourist und auch nicht in politischer Mission, sondern in eigener Sache. Meinem langjährigen – auch politischen – Weggefährten Philipp Hasselbach, der in Odessa eine erfolgreiche Filiale seines Speditionsunternehmens leitet, bin ich für die Idee dankbar, die Ukraine als möglichen Fluchtpunkt für den Fall ins Auge zu fassen, daß das bundesdeutsche Corona-Regime mit der Impfpflicht ernstmachen sollte. Ich habe nicht die Absicht, mich in die Spritze treiben zu lassen, und bin im Ernstfall auch bereit, vom Ausland aus weiterzuarbeiten. In der Ukraine gelten zwar die gleichen Regeln wie hierzulande, aber die Impfquote liegt bei vernünftigen 34,5 Prozent. Im Alltag, in Geschäften und Restaurants hält sich anders als hierzulande kaum jemand an die Vorschriften. Die Ukraine ist in dieser Hinsicht ein erfreulich „normales“ Land mit normalen Menschen. Ich habe mich in Odessa außerordentlich wohlgefühlt.

Dann kam der 24. Februar und mit ihm der russische Angriff. Auch ich hätte noch am 23. meine Hand dafür ins Feuer gelegt, daß Putin nicht angreifen würde. Ich mache nach wie vor kein Hehl daraus, daß ich die Gründe für den Angriff nachvollziehen kann. Ich habe das in meinen letzten Beiträgen hier auf Facebook ausführlich genug begründet und muß nichts davon zurücknehmen. Über die Ukraine konnte man schon vorher hinlänglich Bescheid wissen, jeder kann sich mühelos informieren. Das Land ist ein schwerstkorruptes, von der NATO ferngesteuertes Mafia-Protektorat, das seit 2014 gegen Rußland in Stellung gebracht wurde. Es hängt restlos am Tropf internationaler Geldgeber und macht nicht einmal mehr den Versuch, die allesüberwuchernde Korruption in den Griff zu bekommen. Weder die US-Biowaffenlabore noch die angestrebte Nuklearbewaffnung, die Selenskyj auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar ins Spiel brachte, sind eine Erfindung der russischen Propaganda. Die seit acht Jahren andauernde Diskriminierung und Ermordung Russischstämmiger auch nicht. Putin hatte offenbar Anlaß, rasch zu handeln, und niemand kann behaupten, er habe nicht jahrelang versucht, mit dem Westen zu einer Lösung zu gelangen. Die Einzelheiten werden die Historiker herausfinden.

Weil wir von Odessa sprechen: das bis heute nicht aufgeklärte Massaker im Gewerkschaftshaus ist auch nach acht Jahren nicht vergessen: „Fußballfans“ und rechte Verbrecher ermordeten dort am 2. Mai 2014 mindestens 48, wahrscheinlich aber weit über 100 russischstämmige Mitarbeiter. Das Gebäude wurde in Brand gesteckt, die Ausgänge verriegelt, viele Opfer wurden zu Tode gefoltert und bei lebendigem Leib verbrannt. Drei Monate nach dem vom Westen unterstützten Maidan-Putsch war das Massaker eine unmißverständliche Botschaft des neuen Kiewer Regimes an die Stadt, die von jeher russisch war und in der noch immer Russisch gesprochen wird: legt euch nicht mit uns an. Denkt nicht einmal daran, eigene Wege zu gehen. Bis heute wurde niemand für den Massenmord zur Verantwortung gezogen, obwohl viele der Täter bekannt sind. Die Ermittlungen werden seit Jahren behindert. Im Gegenteil, das Massaker wird jedes Jahr mit einem nationalistischen Gedenkmarsch „gefeiert“. So etwas macht sprachlos. Wer die Ukraine „entnazifizieren“ will, hat gute Gründe dafür. Man kann jene deutschen „Kameraden“, die die „Nationalisten“ in der Ukraine unterstützen zu müssen glauben, getrost für unappetitlich halten.

Am Ende war es vermutlich ein Wink des Schicksals, daß der russische Angriff meine Zukunftspläne gleich mit unter sich begrub. Mit einem Mafiaregime soll man keine Geschäfte machen (auch mit dem bundesdeutschen übrigens nicht). Meine ukrainische Steuernummer habe ich im Januar noch bekommen. Ich denke aber, sie ist bald nicht mehr so wichtig. Wenn nicht alles täuscht, erleben wir gerade den Auftakt des Dritten Weltkrieges.

(22.03.2022)

Originalort des Facebook-Beitrages mit Diskussion

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Odessa, Massaker im Gewerkschaftshaus am 2. Mai 2014
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