Karl Richter: Was auf dem Spiel steht (10.04.2022)

Wohlmeinende Mitstreiter weisen in den letzten Wochen immer wieder darauf hin, daß der Krieg in der Ukraine nicht der unsere sei und wir uns doch lieber um Deutschland kümmern sollten. Aber das greift zu kurz.

In der Ukraine geht es letztlich darum, wie die Zukunft der Welt aussieht; unabhängig davon, wie lange der Krieg dauert und ob er womöglich mit einer Verhandlungslösung endet, die den Konflikt nur verschleppt. Aber die Masterminds, ob sie Alexander Dugin oder Francis Fukuyama heißen, sind sich völlig einig darin: der Ausgang des Ukraine-Konflikts wird maßgeblich für die weiteren globalen Weichenstellungen sein. Entweder siegt der Westen oder der Nicht-Westen: Rußland, China und das sich formierende Eurasien. Insofern hängt vom Ausgang des Krieges sehr viel auch für unsere eigene Zukunft ab. Da Deutschland derzeit nicht die Möglichkeiten und nicht einmal den Willen besitzt, eine neutrale Position zu beziehen, nimmt es zwangsläufig an der Konfrontation der Blöcke teil und wird – in die eine oder die andere Richtung – die Folgen zu spüren bekommen. Angesichts dessen wird sich jeder irgendwie positionieren und erklären müssen, welche der im Raum stehenden Konsequenzen er bevorzugt und welche er unserem Land lieber ersparen möchte.

Wer nichts tut – ebenso, wer die Ukraine unterstützt –, unterstützt die Fortschreibung der amerikanischen Hegemonie, der „westlichen Werte“, der Ausplünderung der Welt durch Big Money. Er unterstützt, daß Germany Drehscheibe für weltweite amerikanische Angriffskriege bleibt und Ziel möglicher Militärschläge der Gegenseite wird. Er unterstützt den wirtschaftlichen Selbstmord Europas durch eine irrwitzige Energie- und Sanktionspolitik. Er unterstützt das satanische Programm der westlichen Eliten, das auf die Zerstörung der Familie, die Zerstörung unserer Gesundheit und körperlichen Integrität, die Auslöschung der persönlichen Identität (Transhumanismus!) hinausläuft.

Unter der Voraussetzung, daß Rußland NICHT Teil des Great Reset ist: stehen Rußland, China und Eurasien demgegenüber für das Ende der amerikanischen Dollar-Weltherrschaft, die Heraufkunft einer echten multipolaren Weltordnung, die Achtung traditioneller Werte wie Familie, Heimat und Identität und die Absage an alle Formen westlich-liberaler Dekadenz, die de facto eine „Kultur des Todes“ ist. Im Frühjahr 2020 erklärte Putin, so lange er an der Macht sei, werde es in Rußland keine „Homo-Ehe“ geben – eine Äußerung unter vielen.

Ja, es gibt Grau- und Zwischentöne: auch Länder wie Rußland und Ungarn haben die weltweite Corona-Inszenierung umgesetzt, teils mit drastischen Maßnahmen; China erst recht. Gerade China mit seinem Sozialkredit-System und einem der weltweit rigidesten Corona-Regime ist für uns nicht zwangsläufig ein Vorbild. Auch mit Blick auf Rußland sollte niemand blauäugig sein: niemand erwartet, daß uns Rußland „befreien“ wird. Aber schon, wenn es die Amerikaner aus Europa hinausdrängen würde, wäre das für unseren Weltteil ein Quantensprung, dessen Folgen kaum absehbar wären; erst recht für die globale Machtverteilung.

Im Grunde ist es sehr einfach. Die Amerikaner tun sich noch schwer mit der Tatsache, daß sie nicht mehr in der ersten Liga spielen. China hat die USA als Exportweltmeister abgelöst, der Dollar verliert großflächig an Boden (was den irren Kriegskurs des Westens erklärt); Indien und Saudi-Arabien stellen gerade auf Rubel-Bezahlung um, in Europa macht Orbán den Anfang. Und: Rußland und China verfügen über Hyperschallwaffen, die Amerikaner aber nicht. Bedeutet unter dem Strich: die Amerikaner steigen gerade in die zweite Liga ab. Sie tun sich im Augenblick noch schwer damit, das zu akzeptieren. Ein paar empfindliche Schläge, die militärischer, aber ebenso währungspolitischer Natur sein können, könnten sie möglicherweise darüber belehren, daß sie in Europa nichts mehr zu suchen haben. Biden wird nicht so verrückt sein, wegen der Ukraine einen Atomkrieg zu riskieren – was nicht bedeutet, daß es in Europa nicht zum Einsatz taktischer Atomwaffen kommen kann.

Europa, die EU wird in den nächsten Monaten, in maximal ein bis drei Jahren in den Zustand aktiver Verwesung übergehen. Putin hat noch nicht einmal begonnen, am Gashahn zu drehen, und hält dem Westen noch immer die ausgestreckte Hand entgegen. Brüssel ist irr genug, sich selbst ins Aus zu schießen. Auf Europa kommt ein blutiges, unruhiges Interregnum zu: es vertauscht womöglich den einen Hegemon mit dem anderen, und der Wiederaufstieg zu eigener Stärke ist weit und breit nicht zu sehen. Aber die Katastrophe kann neue Wege eröffnen, die heute noch nicht sichtbar sind. Bis dahin könnte es sein, daß Europas Werte – die echten – in Moskau besser aufgehoben sind als in Brüssel und Washington.

(10.04.2022)

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