Heute jährt sich zum 81. Mal der Angriff auf die Sowjetunion. Ich habe in der Vergangenheit nie um die Vorgeschichte und Gründe, die zu „Unternehmen Barbarossa“ geführt haben, herumgeredet und habe auch heute keinen Grund dazu. Es werden schon genügend Lügen über unsere Vergangenheit verbreitet.
Nein, die Sowjetunion war kein ein friedliebendes Arbeiter- und Bauernparadies. Nach allem, was man heute wissen kann, war „Barbarossa“ der unausweichlich gewordene Präventivschlag gegen ein zahlenmäßig weit überlegenes sowjetisches Millionenheer, das früher oder später von Stalin gegen Westen in Marsch gesetzt worden wäre. Die Entwicklung zeichnete sich spätestens ab Sommer 1940 ab. Die Wehrmacht stieß in tiefgestaffelte Bereitstellungen der Roten Armee vor, die keinerlei Vorkehrungen für den deutschen Angriff getroffen hatte und deshalb mit voller Wucht von ihm getroffen wurde. Die sowjetischen Kommandeure verfügten nicht einmal über Kartenmaterial der westlichen russischen Militärbezirke, in denen sie von der Wehrmacht zum Kampf gestellt wurden – dagegen wurden waggonweise Karten von polnischen Einsatzräumen gefunden. Es gibt ungezählte solcher Details. Jeder kann sie wissen. Man kann von jedem verlangen, sie zur Kenntnis zu nehmen.
An alledem gibt es wenig herumzudeuteln. Die historische Wahrheit ist manchmal unbequem, aber so ist das nun einmal. Ich will damit sagen: als Deutscher habe ich keinen Grund, mich für „Barbarossa“ zu schämen – für andere Dinge, die in den vier Jahren danach passiert sind, leider sehr wohl.
Es besteht heute weniger denn je Veranlassung, die Wunden der Vergangenheit aufzureißen und sich in die Schlachten von vorgestern zu verbeißen. Die Welt ist nicht mehr die von 1941, und Putins Rußland ist nicht mehr die kommunistische Weltbedrohung von ehedem. Ich habe aber jedes Verständnis dafür – und jeder normal denkende Mensch wird das nachvollziehen können –, wenn sich Rußland nach dem verheerenden Jahrhundertkrieg heute erneut vom Westen bedroht sieht und Vorkehrungen für den schlimmsten Fall trifft. Daß die restlos ferngesteuerten Deutschen auf dem besten Wege sind, sich zum dritten Mal innerhalb eines Jahrhunderts in der Konfrontation mit Rußland zu finden, ist dabei ein besonders schauerlicher Treppenwitz der Weltgeschichte. Wenn der Irrsinn nicht schnellstens gestoppt und das Mafia-Protektorat Ukraine seinem eigenen Schicksal überlassen wird, brauchen wir uns über apokalyptische Folgen nicht zu wundern. Wir haben ja noch nicht einmal einen Friedensvertrag, was man in Moskau natürlich ebenso weiß wie in Washington.
Mehr denn je wäre eine starke europäisch-russische Achse und der längst überfällige Hinauswurf der US-Verbrecher aus Europa das Gebot der Stunde. Mit oder ohne unser Zutun entsteht vor unseren Augen eine neue Weltordnung, in der sich die USA und ihre Vasallen am Ende nur selbst erfolgreich isoliert haben werden, während Eurasien unter Einschluß Chinas und Indiens die neue Herzkammer der Welt sein wird. Für die verwesende EU bleibt die Rolle der Kloake. Der Wahnsinn der westlichen Sanktionen und das hilflose Anbellen gegen Rußland ist der verzweifelte Versuch, diese Entwicklung aufzuhalten. Das wird nicht gelingen. Es wäre klüger, Rußland die Hand zu reichen.
(22.06.2022)
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