Peter Töpfer: Martin Sellner, das Erwachen Europas und der dafür vermeintlich notwendige „Mythos“ (07.10.2023)

1. Teil der Text-Reihe „Pan-agnostischer Nachgang“

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Ich gehöre ja zum Alten Eisen der Bewegung, aber ich staune darüber, wie wenig die Bewegung in all den Jahren dazugelernt hat. Martin Sellner beklagt am 19. August 2023 in seinem Beitrag „Steinhof, der Nihilismus und meine Mission“3 wieder einmal die Abwesenheit des „Mythos“ und den schmerzlichen Mangel an diesem. 

Die Rechten in der Bewegung warten weiter sehnsüchtig darauf, daß ein „Mythos“ entstehe, der endlich das System wegfegen könne.

Ich weiß schon, was Sellner damit meint, und ich stimme ihm auch darin zu, daß es ohne das, was er „Mythos“ nennt, nicht gehen wird. Aber das, was er mit „Mythos“ meint, das ist etwas anderes bzw. etwas, das mit „Mythos“ schlecht bezeichnet ist. Oder noch anders gesagt: Von Anfang an war es ein Fehler, das, dessen Existenz ich auf einer tieferen Ebene anerkenne, als „Mythos“ zu bezeichnen. Eine bessere, der Realität zugewandte Benennung liefert Sellner schließlich selbst, wenn er von den „Lebens- und Seelenkräften“ spricht. 

Doch im Zusammenhang mit diesen „Kräften“ spricht er (bei Minute 14) von seiner „Theoriearbeit“ und davon, worin in Zukunft in bezug auf den „Mythos“ für ihn die „notwendigen geistigen Schritte“ liegen werden. Und dabei merkt er gar nicht, daß er, wenn es um das geht, was er „Mythos“ nennt, sofort schon in die falsche Richtung losrennt. 

So, wie „Mythos“ nur ein Name, ein Begriff, etwas Geistiges, ist, so will er, um diesen zu finden oder zu begründen, dann auch – durchaus folgerichtig auf dem falschen Weg – „Theoriearbeit“ leisten und „geistige Schritte“ gehen. 

Sellner sagt: „Wir können nicht wissen und sagen, wann ein neuer Mythos kommt, der die Lebens- und Seelenkräfte wieder entfacht, ob er überhaupt kommt. Wir müssen also mit dem handeln und agieren, was möglich ist. Und was man dazu braucht, ist sowohl eine strategische, als auch eine politische und weltanschauliche Fundierung.“

Sellner spricht wie ein Blinder von der Welt: Er weiß nichts, und er kann nichts sagen. Das ist natürlich logisch, wenn man sich im Geistigen aufhält. Er ahnt nur etwas, und das, was er ahnt – ist das Richtige. Aber das ist etwas Nicht-Geistiges. Und deshalb ist es auch mit Geistigem nicht zu erreichen. 

Sellner ist mit sich zufrieden und beschränkt sich darauf, „mit dem zu handeln und zu agieren, was möglich ist“. Er weiß aber selbst schon, daß das nicht genug ist. 

Das, was unmöglich scheint, muß realisiert werden. Das wußte schon Ernesto Guevara, der personifizierte Mythos. Trotzdem bleibt Sellner im Unmöglichen, trotzdem wiederholt er das, was die Rechte schon seit ewigen Zeiten tut: Mythen zu beschwören und Mythen erwecken zu wollen. Sellner will nichts dazu lernen. Er ist eben ein Rechter. Einerseits sagt er, woran es mangelt. Andererseits will er unbedingt die Leere beschützen gegen das, was in sie eindringen könnte. 

Er sagt zwar, daß er nichts weiß – aber trotzdem weiß und sagt er dann doch schon im nächsten Satz, „was man dazu braucht“, nämlich: „eine strategische, als auch eine politische und weltanschauliche Fundierung“.

Ich sage nicht, daß es das nicht braucht; ich schätze das Geistige nicht gering und Sellners strategische Bemühungen auf politischem Felde sehr. Ich sage nur: Das hat mit „Mythos“ nichts zu tun. Und um den geht es ja in seiner vorliegenden Audioanalyse.  

Er spricht vom „Mythos“ als dem alles entscheidenden – um so gleich sofort vor ihm Reißaus und Zuflucht im Politischen und Weltanschaulichen zu nehmen. Dort aber ist kein „Mythos“ zu finden. Sellner weiß das eigentlich; trotzdem tut er es. 

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Wenn das Weltanschauliche nichts mit „Mythos“ zu tun hat, was dann? – Es ist das, was Sellner eigentlich weiß und schon gesagt hat: seine „Lebens- und Seelenkräfte“. 

Lebens- und Seelenkräfte haben zwar auch eine geistige Komponente. Aber sie sind zuvörderst und im wesentlichen eben nichts Geistiges. Nun kann man sich mit besagter Komponente beschäftigen, aber das ist wieder nur das, was der Blinde mit der Welt macht. Wenn man sich bei jener Komponente aufhält, verfehlt man die eigentlichen Lebens- und Seelenkräfte. 

Wenn es einem um die Lebens- und Seelenkräfte geht, weil man ahnt, daß sich dort jener „Mythos“ verbirgt, dann sollte man auch in deren Bereich operieren, und nicht in dem Bereich der bloß geistigen Komponente jener Kräfte. Man muß bei den Lebens- und Seelenkräften selbst ansetzen. 

Was aber macht Sellner?

Er setzt bei der „weltanschaulichen Fundierung“ an. – „Holzweg“, würde Heidegger jetzt sagen. Sellner sagt (bei Minute 8), daß es „eine seelisch-geistige Erneuerung der Lebenskraft dieses vom Nihilismus befallenen Volkes und seiner europäischen Brudervölker braucht“. 

Er ahnt zwar, worum es geht, aber – wie er es selbst sagt – er weiß es nicht. Doch im Grunde weiß er es sehr wohl, denn er spricht vom „Auflodern des Funkens der Lebenskraft“. Das hat null Geistiges. Aber sogleich will der dieses „Auflodern“ wieder „seelisch-geistig“ vonstatten gehen lassen und damit einfangen und zähmen bzw. dieses „Auflodern“ „seelisch-geistig“ auslösen. 

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Lagerfeuer der Identitären Bewegung

„Seelisch-geistig“ ist aber nur jene Komponente der „Lebenskraft“ und nicht diese selbst. Es geht aber nun mal um diese selbst. Das ist, wenn es um die Verwirklichung des „Mythos“ geht, ein entscheidender Unterschied und keine philosophische Spitzfindigkeit. 

Ich gebe zu, daß man die „Lebenskraft“ durchaus auslösen kann; auch etwas Geistiges mag da im Spiel sein (ich schreibe ja auch diesen Artikel). Aber dieser auslösende Funke wird auf gar keinen Fall eine „weltanschauliche Fundierung“ sein. Was es auslösen wird – etwas gänzlich Unweltanschauliches –, dazu kommen wir gleich. 

Es muß nicht um die „Lebenskraft“ selbst gehen, gut. Aber dann hat es nichts mit jenem „Mythos“ zu tun. „Das kann man so machen, dann wird’s halt Scheiße“, lautet ein populärer Spruch, der hier angebracht ist, und „wir müssen also nur mit dem handeln und agieren, was möglich ist“: also im alten Saft liegen bleiben. Was „möglich“ ist, ist aber nicht genug. Jedenfalls nicht in bezug auf das, was Sellner in seiner Geistkomponentenfixierung „Mythos“ nennt. 

Es braucht keine „seelisch-geistige Erneuerung“, sondern es braucht „ein Auflodern des Funkens der Lebenskraft“ – so wird ein Schuh draus.

Sellner sagt weiter: „Das braucht es: eine neue Vision, einen neuen Mythos.“ – Nein, es braucht den „Funken der Lebenskraft“ selbst, und das ist etwas anderes als eine „Vision“ oder ein „Mythos“. Sellner verwechselt die Sache mit dem Symbol

Daß er das eigentlich weiß oder zumindest ahnt, beweist er mit dem nächsten Satz: „Und wenn es das [die Vision, den Mythos] gäbe, dann würden sich die ganzen strategischen Fragen, die gewälzt werden, weitestgehend erübrigen.“ 

Recht hat er! Vor allem aber würde sich dann alles „Politische und Weltanschauliche“ erübrigen. 

Ich sage nicht, daß das „Politische“ überflüssig ist und schätze – mit Abstrichen – Sellners Politik und auch die der FPÖ usw. Aber nochmal: Das hat nichts mit dem „Mythos“ diesseits des Symbolischen zu tun.  

Und jetzt begnügt sich Sellner wieder und ist mit sich zufrieden, jetzt konstatiert er einfach die Unabänderlichkeit: „Aber da dieser Mythos fehlt und nicht geschaffen werden kann, ist es notwendig. Woher kommt der Mythos und wird er kommen? Das ist der entscheidende Punkt.“

Was ist „es“, das „notwendig ist“? Es sei die „Vision, der neue Mythos“. Hier beißt sich die Schlange natürlich in den Schwanz, und Sellner kreist im Geistigen. 

Ja, „woher wird der Mythos kommen?“ Ja, es ist „der entscheidende Punkt“. 

Ja! 

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Ich Altes Eisen sage es Euch jungen Spunden, die Ihr nicht aus Eurem geistigen Kreisen herauskommt: 

Er kommt nicht aus dem Geistigen! Er kommt nicht daraus, daß man von „Mythos“ spricht, sondern der „Mythos“ wird etwas sein, das mit „Mythos“ überhaupt nichts zu tun hat. 

Wenn wir schon einmal auf rein geistigem Gebiet sind: Selbst hier – rein philosophisch-intellektuell – hat sich die Rechte nicht wesentlich weiterentwickelt und ist dem Nationalanarchismus nicht auf dem Weg in die Post-Philosophie gefolgt, den dieser schon in den 0er Jahren eingeschlagen hat. Dabei wäre das für die Neue Rechte ein leichtes gewesen: Sie hätte nur den Elwer, den ihr Guru Heidegger doch mit dem „Ereignis“ (also dem Schritt heraus aus der Philosophie) aufgelegt hat, treten und verwandeln müssen. 

Und dabei seid Ihr Rechten doch gar nicht mal der Sache selbst – Eurem „Ereignis“ – und dem „Auflodern des Funkens der Lebenskraft“ ferne! Ihr habt doch gute Ansätze! Ihr müßtet sie nur ausbauen und intensivieren. Und vor allem dürftet Ihr sie nicht andauernd sofort wieder mit Eurer langweiligen „Weltanschauung“ verwässern und kaputt machen.

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Worin bestehen Eure guten Ansätze? Das kann ich Euch sagen, ich habe es ja als Linker in den 90ern und 0ern bei Euch mitgekriegt, mitgemacht und sogar von Euch gelernt: Das ist Eure „Kulturarbeit“. Das sind die Volkstanzfeste und überhaupt die Zusammenkünfte, wo man gemeinsam feiert. Das ist wunderschön, da „lodert wirklich der Funken der Lebenskraft auf“! 

Ihr wißt das im Grunde ganz genau, deswegen macht Ihr Eure „Sommerlager der Identitären Bewegung“4 usw.: „harter Sport, konzentriertes Arbeiten und kreatives Schaffen“5

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Sommerlager der Identitären Bewegung
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Martin Sellner beim „Ereignis“

Deswegen „läßt sich das Modelabel Wurlawy von den Traditionen in der Lausitz inspirieren – und von der landschaftlichen Schönheit unserer Region. Aus krasser Kreativität entstehen hier wundervolle Kreationen. Komm in die Lausitz und entdecke dort den einzigartigen Zauber zwischen Tradition und Innovation.“6 Ganz sicher gibt es das auch auf nicht-wendischer Seite. Das ist der richtige Weg!

Krasse Kreativität der Sorben

Sellner weiß eigentlich, was Kreativität und – vor allem – was „Aktivität“, d.h. Tat ist: „Ein großartiges Video7. Wirklich gut gemacht und konzipiert. Das Lebensgefühl einer jungen, idealistischen, patriotischen Generation eingefangen. Zugleich eine Absage an den Parlamentspatriotismus und ein ‚Ja‘ zu metapolitischer Grundlagenarbeit. Hier entsteht ein guter Nachwuchs.“8

Aber was soll hier (wohlgemerkt im Zusammenhang mit Kreativität und Tat – Bestandteilen des „Mythos“, und nur um den geht es hier) das „Metapolitische“? Hier geht es um das Subpolitische! Der „Mythos“ hat nichts mit der Metaebene, nichts mit dem Metaphysischen, nichts mit dem Transzendenten, sondern mit dem Physischen und dem Immanenten zu tun! 

Sport & Kunst sind wichtige Äußerungen jenes „Funkens“, aber der Tanz ist noch einmal etwas ganz anderes (und der Volkstanz hängt gerade sehr eng mit schöpferischer Schneiderei zusammen), wenn es um das „Lodern der Lebenskräfte“ geht. Da spielt die Musik! 

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Ich kann das gar nicht genug bejubeln, so sehr hat das mir gefallen, als ich das bei Euch Rechten kennenlernen durfte. Ich kann den Rechten gar nicht genug dafür danken! (Komischerweise waren das „Altrechte“ – die „Neurechten“ fanden es besser, sich wie Arabergangster zu stylen [„Hipster“].) Ich habe mich als Linker tierisch dafür begeistert und u.a. damals, 1997, einen Artikel in den Staatsbriefen darüber geschrieben9. Ich hatte gehofft, damit den „Funken“ weiter anzufachen und den „Mythos“ zu verstärken – vergeblich, es ist nicht aufgegriffen worden. Statt dessen hat man die „Intellektualisierung“ bevorzugt und vorangetrieben – ein Witz! Es ist einfach wunderschön gewesen, ich konnte nicht glauben, daß es so etwas noch gibt! Aber es gab es tatsächlich noch! Und sicherlich gibt es das immer noch10, auch wenn ich es jetzt, als Altes Eisen, nicht mehr mitkriege. (Meine letzten Informationen lauten, daß die Volkstanzkurse überrannt werden. Traumhaft!) 

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Das müßt Ihr machen! Bildet TanzSportGruppen! Sofort damit anfangen! – Das ist ein „Tanzbefehl“ (so hieß unsere TSG damals)! Hier, lernen!
Daß ich als „Boomster“ so was sagen muß…

P.S.:

Was die Kunst, insbesondere die Musik anbelangt, muß die Bürgerlichkeit und die Trennung von Produzenten & Konsumenten unterwunden werden! Auch das ist das schöne an der Volkskunst: daß es hier überhaupt nicht dieses Oben & Unten gibt. 


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Gemälde von Willi Sitte

3 https://t.me/martinsellnerIB/17940

4 https://t.me/martinsellnerIB/18012

5 https://aktionsmelder.de/2023/08/28/tag-1-sommerlager-der-ib-legion-europa/

6 https://www.facebook.com/lausitzkrassegegend/videos/9806167922788248/?extid=NS-UNK-UNK-UNK-IOS_GK0T-GK1C&mibextid=2Rb1fB

7 https://www.youtube.com/watch?v=ik8pNZmyQz8

8 https://t.me/martinsellnerIB/18016

9 Peter Töpfer: Die Lust an der Wiederentdeckung des Eigenen. Junge deutsche Nationale stürzen sich in die Volkstanzrunde, Staatsbriefe 4/97: http://nationale-anarchie.nationalanarchismus.de/Kultur/Tanz/tanz.html

10 www.schwingmit.com

11 https://www.youtube.com/playlist?list=PLK5_rrXhmHaX-XijiPKTAOQIrg88sdAFZ