Peter Töpfer: Nina Muigg – große Ausnahme im Esoterismus? (26.07.2021)

Eine der schlimmsten Begleiterscheinungen des COVID-Faschismus ist das Aufkommen und Erstarken des Esoterismus. Quacksalber und Scharlatane aller Couleur haben Hochkonjunktur. Ein eklatantes Beispiel für solche Spinner ist ein gewisser Alexander Wagandt mit seiner „Tagesenergie“. „Energie“ ist die magische Lieblingsvokabel dieser Spinner, und begrüßt wird sich natürlich nicht auf deutsch, sondern auf indisch. 

Den Spirituellen geht es immer nur darum, das Schwere, Schwierige, Dramatische und Tragische mit allen möglichen Tricks und Finten in eine vorgeblich heile Welt zu verwandeln. Keiner gedenkt die katastrophale Wirklichkeit anzuerkennen, wie sie nun leider einmal ist; alles wird unter einem Singsang der sanften Milde und mit der Attitüde des absoluten Wissens feilgeboten, die doch nur schiere Blödheit ist. 

Keiner? Wirklich keiner oder keine? – Es gilt eine gute Neuigkeit zu vermelden: in der Erweckungsszene, in der es nur so von spiritistischen Spinnern wimmelt, gibt es jetzt eine große Ausnahme: Nina Muigg. Sie segelt zwar im Meer der Esos und so heißt ihr Kanal „Leuchtkraft TV“, aber sie ist doch insofern die rühmliche Ausnahme, als sie von „unangenehmen Gefühlen“ spricht, die „unterdrückt“ würden. Sie nennt diese Gefühle, die „im eigenen Keller eingeschlossen“ seien, „scheinbar negative Gefühle“. Scheinbar deshalb, weil, „wer den Blick ins Dunkle wagt, seine Kraft zurückgewinnt“. Hier begreift jemand, daß unsere unterdrückten und im Dunkeln befindlichen Gefühle gerade erst unsere Existenz ausmachen, daß dort der Kern unserer Person schlummert – durch all zu dunkle Gefühle und Erfahrungen ist unser Selbst verdrängt worden. Aus Feigheit vor den Gefühlen wollen Spiritualität & Esoterik uns davor lenken, was den Weg zu unserem Selbst darstellt. Stattdessen locken sie uns in andere Sphären – meist „höhere“ – jenseits der wahren Welt.  

So nicht Nina Muigg! Sie hat einen positiven Bezug zur Negativität – was Spirituellen spanisch bzw. paradox vorkommen muß. Nina sagt: „Es wird uns nur gesagt, wir sollen nicht ins Dunkle schauen, da sich dies negativ auf uns auswirke oder unsere Energie runterzieht. Das Gegenteil ist der Fall. Es ermächtigt uns.“ Nina weiß, daß im Dunkeln nicht nur wir selbst darniederliegen, sondern daß dort auch unsere tatsächliche Energie und Lebendigkeit begraben ist. Wir sollten, so Nina, die „dunklen Themen integrieren und fühlen“ und danach uns „aufmachen, neue Wege zu kreieren“. 

Bevor wir neue Wege gehen, müssen wir uns erst einmal so annehmen, wie wir sind – und sei es lebendig tot –, müssen wir erst einmal sterben. Nina sagt, daß Tiefe, Würde und existentielle Bedeutung „nur im Inneren durch verschiedenste Gefühlsprozesse und auch inneres ‚Sterben-können‘ entstehen können“. 

Daher gelte es, „damit aufzuhören, sich selbst auszuweichen“ und sich für die „dunklen Gefühle“ zu öffnen. „Öffnung entsteht“, so Nina, „durch Weichheit und Verletzlichkeit, durch das Eintauchen in das Leben, das Erkennen und Fühlen des Lebendigen.“ Wir sollen uns „tief im Inneren wahrhaft berühren lassen“. Derart „bewegt und inspiriert“, können wir „das Leben so gestalten, wie es unserer Ur-Natur entspricht“. Dazu müssen wir bereit sein, „alles zu sehen und fühlen“. 

Nina Muiggs Motto lautet „Frei denken, sprechen, fühlen & wirken“, und sie sagt, daß sich die „Menschheit am Scheideweg“ befindet, und zwar zwischen „Fremdbestimmung und Eigenverantwortung“, und sie fordert uns auf: „Habe den Mut, Dich zu zeigen.“ 

(Nachtrag Sept. 2022: Nina konnte die Hoffnungen nicht erfüllen und ist inzwischen voll im Esoterismus gelandet…)

Nina Muigg im Netz:
ninamuigg.com