Stefan H. Heuer: „Weniger Gängelung“ – wenn Politiker die Wahrheit über den Staat offenbaren (19. Mai 2025)

Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer.
Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde:
‚Ich, der Staat, bin das Volk!’“

Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Werke II, Die Reden Zarathustras, Vom neuen Götzen.

Das Lesen der lizensierten Konzernpresse in der späten BRD ist mir unerfreulich, aber dennoch eine Pflicht – man sollte wissen, was der Feind so äußert.

Und manchmal ist es tatsächlich erhellend, zu lesen, was Springer, Burda und die SPD uns in die Hirne zu hämmern wünschen. So am heutigen Montag.

Vielleicht gibt es eine geheime Rubrik nach dem Motto „Ach, wie nett!“?

In der heutigen Online-Ausgabe der ehemals konservativen WELT, die vielen Lesern heutzutage mit der woken Propaganda der „DPA“ aufstößt und die zudem Werbung für dubiose Produkte für angeraten hält, war zum Beispiel ein Artikel zu finden, den ich gerne dieser Montags-Reihe zuordnen möchte:

Unter der Rubrik „Vertrauenskrise des Staates“ (tatsächlich!) schreibt dort ein Ulrich Exner über die Einfälle eines Lokalpolitikers der SPD: „Haben beim Bürger den Eindruck erweckt, der Staat kontrolliert ihn auf jeglicher Ebene“.

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus256118282/Vertrauenskrise-des-Staates-Haben-beim-Buerger-den-Eindruck-erweckt-der-Staat-kontrolliert-ihn-auf-jeglicher-Ebene.html

Dieser grammatikalisch und vom Lesefluß her suboptimale Satz stammt vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, der auch Chef des Deutschen Städtetages (https://www.staedtetag.de/) ist.

Der Deutsche Städtetag, wir erinnern uns, war in der Zeit der C-Plandemie eine jener Organisationen der BRD, die sich energisch für die obrigkeitsstaatliche Gängelung der Menschen sowie ausgeweitete Kontrolle ausgesprochen hatte und mit bösartiger Panikmache ganze Menschengruppen stigmatisiert hatte (Herr Jung: „Die Pandemie der Ungeimpften kommt“ https://www.staedtetag.de/presse/interviews/2021/einheitliche-coronamassnahmen; vgl. https://www.staedtetag.de/presse/interviews/wir-brauchen-klare-regeln-und-gute-kommunikation) – natürlich nur zum Besten einer angeblichen Allgemeinheit, schließlich galt es ja, die braven Geimpften vor den bösen Viren der Ungeimpften zu schützen… Und auch wenn der Städtetag sich mit dieser Haltung in eine lange Reihe sich ebenso exponierender BRD-Organisationen und Persönlichkeiten einreihte, blieb dem aufmerksamen Beobachter doch der schale Beigeschmack von staatlicher Übergriffigkeit.

Bevor die WELT die Bezahlschranke herniedersausen läßt, ist noch zu lesen:

Überregulierung und fehlendes Vertrauen in die eigenen Bürger: Für den neuen Städtetags-Präsidenten Burkhard Jung (SPD) sind das entscheidende Gründe für wachsende Demokratie-Skepsis. Der Leipziger Oberbürgermeister plädiert für weniger staatliche Gängelung.“

Das ist ja nun mal stark: Ein Politiker spricht sich dafür aus, dem Wahlvolk, dem bürgenden Bürger, die Fußfesseln zu lockern!

Das schafft gleich Sympathie, wozu wohl auch das dem Artikel beigefügte Foto des grinsenden, leger gekleideten Herrn beitragen könnte. Der überzeugte BRD-Bürger, der WELT-Abonnent zumal, lehnt sich also zurück und denkt sich wohlig, daß da oben endlich mal einer ist, der das Volk versteht. Ein netter Kumpel, sozusagen.

Der dem Zeitgeschehen ausgesetzte Beobachter jedoch, der sich bewußt aus der Gesellschaft distanziert hat, weil er diese als unrettbar krank und gefährlich kennengelernt hat, kommt, dank seines Verzichts auf die für die BRDler typische geistige Genügsamkeit, doch auf einige Rätsel, die Fragen aufwerfen:

  1. Ist „staatliche Gängelung“ nicht ein Merkmal eines autoritären Regimes? Sollte sie nicht mit den Werten und dem Wesen einer freiheitlich-rechtsstaatlichen Ordnung unvereinbar sein?
  2. Sollte es daher in einem angeblich „freiheitlich-demokratischen“ System, wie es die BRD zu sein gerne behauptet, gar keine „staatliche Gängelung“ der Menschen geben können?
  3. Sollten die Regeln und Bestimmungen des freiheitlich-demokratischen Staates eine „staatliche Gängelung“ nicht gar verunmöglichen?
  4. Und da es in der angeblich freiheitlich-demokratisch-rechtsstaatlich verordneten BRD ja offenbar die von Herrn Jung beschriebene „staatliche Gängelung“ in einem Ausmaß gibt, welches ein Vertreter dieses Staates als kritisch für den Staat ansieht, bedeutet dies nicht im Umkehrschluß, daß die BRD eben kein freiheitlich.demokratisch-rechtsstaatlich verfaßter Staat ist, sondern ein autoritäres Regime der Art, wie die BRD selbst so gerne in anderen Ländern verortet und lauthals kritisiert?
  5. Ist die von dem SPD-Politiker wahrgenommene Skepsis der Bürger gegenüber dem gängelnden Staat rein logisch betrachtet daher nicht eine Demokratie-Sehnsucht, da der gängelnde Staat eben autoritär ist, und der (augenscheinlich propagandistisch) verwendete Begriff „Demokratie-Skepsis“ daher falsch?
  6. Und ist dieser Herr, der mindestens leichtfertig, wenn nicht mit Vorsatz, gegen Menschengruppen agitiert hatte, überhaupt qualifiziert, über Freiheit und das Verhältnis von Menschen (Volk, Nation) zum kalten Ungeheuer Staat zu philosophieren?

Ungeachtet der Fragen, die eine Beantwortung durch Herrn Jung wahrscheinlich nicht erleben werden, bleibt, für den Beobachter doch eine positive Quintessenz: Läßt man diese Herrschaften reden, offenbaren sie sich früher oder später selbst.

Stefan H. Heuer, M.A.
Historiker, geboren 1964, arbeitete als Dozent in der Erwachsenenbildung und u.a.
in der Personalentwicklung für ein US-amerikanisches Unternehmen in Deutschland.

English:




Stefan H. Heuer:
“Less Coercion” – When Politicians Reveal The Truth About Their State (May 19, 2025)

A state, is called the coldest of all cold monsters.
Coldly lieth it also; and this lie creepeth from its mouth: ‚I, the state, am the people‘.”

Friedrich Nietzsche: Thus Spoke Zarathustra.

Reading the corporate press in the late occupation regime called Federal Republic of Germany (FRG) is rarely enjoyable for me, but it’s still a duty – you should know what the enemy is saying.
And sometimes it really is enlightening to read what the ‚german‘ press-tycoons Springer, Burda and the Social Democratic Partie’s press empire want to hammer into our heads. Like this Monday.

Perhaps there is a secret section along the lines of “Oh, how nice!”?

In today’s online edition of the formerly conservative German newspaper „DIE WELT“, which nowadays offends many readers with the woke propaganda of the “DPA” press agency and which also considers advertising for dubious products to be advisable, there was an article that I would like to assign to this Monday series:
Under the heading “Crisis of confidence in the state” [sic!], Mr. Ulrich Exner writes about the ideas of a local Social Democratic Party (SPD) politician: “Have given citizens the impression that the state coerces them at every level”.

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus256118282/Vertrauenskrise-des-Staates-Haben-beim-Buerger-den-Eindruck-erweckt-der-Staat-kontrolliert-ihn-auf-jeglicher-Ebene.html

This sentence, which is suboptimal in terms of grammar and reading flow, comes from Leipzig’s mayor Burkhard Jung, who is also head of the German Association of Cities and Towns (https://www.staedtetag.de/).

The German Association of Cities, we remember, was one of those organizations in the FRG at the time of the Corona-plandemic that had vigorously spoken out in favor of the authoritarian state’s curbing of people and extended control and had stigmatized entire groups of people with vicious scaremongering (Mr. Jung: “The pandemic of the unvaccinated is coming”:

https://www.staedtetag.de/presse/interviews/2021/einheitliche-coronamassnahmen; see also:. https://www.staedtetag.de/presse/interviews/wir-brauchen-klare-regeln-und-gute-kommunikation) –

Of course, this was only for the benefit of the alleged general public – after all, the aim was to protect the well-vaccinated from the evil viruses of the unvaccinated… And even if the Association of Cities and Towns joined a long line of equally exposed FRG organizations and personalities with this attitude, the attentive observer was left with the stale taste of state encroachment.

Before the WELT brings down the paywall, you can read:
„Over-regulation and a lack of trust in one’s own citizens: for the new President of the Association of German Cities, Burkhard Jung (SPD), these are decisive reasons for growing scepticism about democracy. The Mayor of Leipzig pleads for less coercion by the state.“
Now that’s strong: a politician is in favor of loosening the shackles on the electorate!

This immediately creates sympathy, to which the photo of the grinning, casually dressed gentleman attached to the article could also contribute. The convinced FRG citizen, the WELT subscriber in particular, leans back and thinks to himself comfortably that there is finally someone up there who understands the people. A nice buddy, so to speak.

However, the observer, who has consciously distanced himself from society because he has come to know it as irredeemably sick and dangerous, does, thanks to his renunciation of the intellectual frugality typical for FRG citizens, come up with some questions:

  1. Isn’t “coercion by the state” a characteristic of an authoritarian regime? Shouldn’t it be incompatible with the values and nature of a liberal constitutional order?
  2. Should there therefore be no “coercion by the state” of people in a supposedly “liberal-democratic” system, as the FRG likes to claim to be?
  3. Shouldn’t the rules and regulations of a free and democratic state even make it impossible for the state to coerce people?
  4. And since the allegedly liberal, democratic and constitutional FRG apparently has the “coercion by the state”, as described by Mr. Jung, driven to an extent that a representative of this state considers critical for the state, does this not mean, conversely, that the FRG is not a liberal, democratic and constitutional state, but an authoritarian regime of the kind that the FRG itself likes to locate and loudly criticize in other countries?
  5. From a purely logical point of view, is the skepticism of citizens towards the coercive state perceived by the SPD politician therefore not a longing for democracy, rather than “scepticism about democracy”, since the coercive state is authoritarian?
  6. And finally: Is this gentleman, who at least recklessly, if not deliberately, agitated against groups of people, at all qualified to debate about freedom and the relationship of the people (i.e. the nation!) to the cold monster that is the state?

If you let these gentlemen talk, sooner or later they will reveal themselves.

Stefan H. Heuer, M.A.
Historian, born 1964, worked as a lecturer in adult education and, among others,
in human resources development for a US company in Germany.